CO2 Bilanzierung: CSRS-Pflichten und PCAF im Überblick
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Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) steht derzeit durch Omnibus-Änderungsrichtlinien und Anpassungen am Set 1 der European Sustainability Reporting Standards (Delegierte Verordnung 2023/2772) für viele Unternehmen unter Umsetzungsvorbehalt.
Dennoch bleibt die CO₂-Bilanzierung ein zentrales Thema für Unternehmen und Finanzmarktakteure – insbesondere mit Blick auf die CSRD-Berichtspflicht ESRS E1-6, aber auch darüber hinaus, denn viele Unternehmen sind verpflichtet z.B. im Rahmen von Kreditaufnahmen oder Finanzierungen Nachhaltigkeitsdaten zu liefern.
Der speziell für Finanzinstitute entwickelte PCAF-Standard (Partnership for Carbon Accounting Financials) ist der für Finanzmarktakteure gemäß ESRS verpflichtende CO2-Fußabdruck. Der PCAF-Standard liefert einheitliche Methoden für sämtliche Asset-Klassen – von Unternehmensdarlehen über Hypotheken bis hin zu Projektfinanzierungen. Dadurch werden finanzierte Emissionen institutionenübergreifend vergleichbar.
Unternehmen, die schon heute ihre CO₂-Bilanz erstellen, handeln zukunftssicher: Sie schaffen Transparenz und minimieren Risiken – sei es in Bezug auf Reputation, Kosten oder Regulierung.

Was ist eine CO₂-Bilanz und warum ist sie für Unternehmen so wichtig?
Eine CO₂‑Bilanz (oder Treibhausgas-Bilanz) zeigt, wo Treibhausgasemissionen im Unternehmen entstehen und wie umfangreich diese sind.
Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) sind sämtliche direkten und indirekten Emissionen klimawirksamer Gase (z. B. CO₂, Methan, Lachgas), gemessen in CO₂-Äquivalenten (CO₂e).
Dabei wird zwischen zwei Methoden unterschieden:
Der Corporate Carbon Footprint (CCF): erfasst alle direkten und indirekten Emissionen eines Unternehmens.
Der Product Carbon Footprint (PCF): betrachtet die Emissionen eines einzelnen Produkts entlang des gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
Die CSRD-Berichtspflicht erfordert künftig Transparenz sowohl auf Unternehmensebene (CCF) als auch auf Produktebene (PCF), z. B. bei Umweltkennzeichnungen. Dieser Beitrag konzentriert sich jedoch auf den CCF, da er die Grundlage für die übergreifende Klimabilanzierung im Rahmen der ESRS bildet.
Die drei Scopes nach dem GHG Protocol
Nach ESRS E1.44 müssen Unternehmen ihre Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-THG-Bruttoemissionen sowie die THG-Gesamtemissionen jeweils gesondert und in Tonnen CO₂-Äquivalent angeben. Für Scope 1 ist zusätzlich der prozentuale Anteil der Emissionen aus regulierten Emissionshandelssystemen auszuweisen.
Ziel dieser Offenlegung ist laut ESRS E1.45, ein umfassendes Verständnis über die Auswirkungen des Unternehmens auf den Klimawandel zu ermöglichen:
Scope 1: direkte Emissionen aus eigenen Quellen, z.B. Fuhrpark oder Heizung des Unternehmens.
Scope 2: indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, z.B. Strom oder Fernwärme.
Scope 3: indirekte Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, z.B. Dienstreisen, Entsorgung, Investitionen.
Gesamtemissionen: Gesamtsicht zur Bewertung von Fortschritten gegenüber Unternehmens- und EU-Klimazielen.
Praxisbeispiel: So bilanziert die NOVA Real Estate AG ihre Emissionen
Wie lassen sich die Scopes konkret auf ein Unternehmen anwenden? Ein Beispiel aus der Immobilienbranche macht deutlich, welche Emissionen in die CO₂-Bilanz einfließen – und warum gerade Scope-3-Emissionen oft den größten Anteil ausmachen. Die fiktive NOVA Real Estate AG zeigt, wie eine solche Bilanz strukturiert ist und welche Datenquellen berücksichtigt werden.
Wie sich das in Zahlen zeigt, verdeutlicht die folgende Übersicht:
Scope | Quellen | Emissionen (CO2e) | Anteil |
Scope 1 | Direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen: firmeneigenem Fuhrpark und Heizungsanlagen | 500 Tonnen | 1 % |
Scope 2 | Indirekte Emissionen durch eingekaufte Energie: Stromverbrauch eigener Büroflächen und Allgemeinflächen vermieteter Immobilien | 5.000 Tonnen | 10 % |
Scope 3 | Weitere indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette: Bau- und Sanierungs-maßnahmen, Wärmeverbrauch der Mieter, Anfahrtswege Personal, Entsorgung. | 44.500 Tonnen | 89 % |
Gesamt | 50.000 t CO2e | 100% |
Scope 3 dominiert mit 89 % – obwohl die Gesellschaft dort nur begrenzten Einfluss hat, trägt sie Verantwortung und sollte gerade hier Priorität auf Reduktion und Stakeholderdialog legen.
Über die eigene Bilanz hinausdenken - Der PCAF-Standard
Während Unternehmen wie die NOVA Real Estate AG ihre Emissionen innerhalb der eigenen Organisation erfassen, stehen Finanzinstitute vor einer besonderen Herausforderung: Der größte Teil ihrer Emissionen entsteht nicht im eigenen Betrieb, sondern durch Kredite und Investitionen an Dritte.
Genau hier setzt ESRS E1‑6 an: Banken, Versicherer und Asset‑Manager müssen ihre finanzierten Emissionen (Scope 3, Kategorie 15) erfassen und offenlegen. Der Standard verweist ausdrücklich auf den PCAF‑Standard, der auf dem GHG Protocol aufbaut und für jede Asset‑Klasse eine konsistente Berechnung liefert.
Welche Finanzierungen deckt PCAF ab?
· Unternehmenskredite, stille Beteiligungen
· Listed Equity & Corporate Bonds
· Commercial Real Estate (Bestand & Entwicklung)
· Project Finance (z. B. Infrastruktur, Neubauten) und KfZ-Finanzierungen
· Hypotheken
Praxisbeispiel – Green Capital Bank
Die fiktive Green Capital Bank stellt der NOVA Real Estate AG eine revolvierende Kreditfazilität über 10 Mio. € ohne Zweckbindung bereit. Damit landet das Engagement in der PCAF‑Kategorie Unternehmenskredite – nicht zweckgebunden.
Formel Unternehmenskredite: Finanzierte Emissionen = (Ausstehender Betrag ÷ Unternehmenswert inkl. Barmittel) × Corporate Carbon Footprint
So werden aus Sicht der Bank die Emissionen berechnet
Finanzierte Emissionen
Investitionsbetrag der Green Capital Bank | Unternehmenswert (EVIC) der „NOVA Real Estate AG“ | Gesamtemissionen der „NOVA Real Estate AG“ |
10 Mio. € | 500 Mio. € | 50.000 tCO2e |
(10 Mio./ 500 Mio.) x 50.000 tCO2 = 1000 tCO2e fließen in die Scope 3 Emissionen der Green Capital Bank ein
Diese Methodik schafft Transparenz, Vergleichbarkeit und ist Grundlage für strategische Entscheidungen – etwa im Portfolio-Management oder beim Setzen von Net-Zero-Zielen.
Fazit: Bilanzieren, Verstehen, Transformieren
Die CO₂‑Bilanzierung ist längst mehr als ein Compliance‑Häkchen – sie liefert den strategischen Kompass für Ihr Unternehmen.
Eine belastbare CO2-Bilanz verschafft regulatorische Sicherheit und eröffnet Spielräume für zukunftsweisende Investitionen, glaubwürdige Net‑Zero‑Ziele und nachhaltige Wachstumsstrategien.
Die daraus gewonnenen Daten lassen sich für sich für Prozessoptimierungen, Kosteneinsparungen und ein robustes Risikomanagement nutzen – und schaffen zusätzliches Potenzial für neue Geschäftschancen.
Planet Now begleitet Sie vom ersten Datenpunkt bis zur Umsetzung messbarer Reduktionsmaßnahmen – damit Ihre Zahlen zu echtem Fortschritt werden.
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