Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU hat das Ziel, die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu vereinheitlichen und zu verbessern. Unternehmen sind nun verpflichtet, detaillierte Informationen über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) ihrer Geschäftstätigkeiten offenzulegen. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind das Kerninstrument, das die EU für diese Berichte entwickelt hat. Der zentrale Standard für Governance ist der ESRS G1, der sich mit der Unternehmenspolitik beschäftigt.
In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die Anforderungen des ESRS G1 und erläutern, wie Unternehmen diese in der Praxis umsetzen können.
Was ist ESRS G1?
Der ESRS G1-Standard umfasst die Offenlegung wichtiger Bereiche der Unternehmenspolitik, die maßgeblich für die Integrität und Transparenz eines Unternehmens sind.
Die Angabepflichten des G1 stehen, wie bei den anderen Standards der ESRS, unter dem Vorbehalt der Wesentlichkeitsanalyse durch das Unternehmen. Dabei sind allerdings auch weitere relevante EU-Rechtsakte und Rahmenwerke (z.B. SFDR oder OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen) zu berücksichtigen.
Die zentralen Unter-Themen sind:
Unternehmenskultur und Ethik: Unternehmen müssen Maßnahmen offenlegen, die zur Förderung einer ethischen Unternehmenskultur beitragen.
Schutz von Hinweisgebern (Whistleblower): Ziel ist es, sicherzustellen, dass ethisches Verhalten in der Unternehmenskultur verankert ist und dass Mitarbeiter wissen, wie sie Fehlverhalten melden können.
Tierschutz: Unternehmen müssen ggf. erläutern, ob sie über Strategien zum Tierschutz verfügen.
Politische Einflussnahme und Lobbying: Der Standard fordert von Unternehmen die Offenlegung ihrer politischen Aktivitäten, einschließlich finanzieller Beiträge an politische Organisationen und Lobbying-Aktivitäten. Diese Transparenz soll sicherstellen, dass Unternehmen ihre politischen Verbindungen offenlegen und keine unethischen Mittel zur Einflussnahme nutzen.
Beziehungen zu Lieferanten: Unternehmen müssen darlegen, wie sie ihre Lieferantenbeziehungen gestalten, insbesondere in Bezug auf die faire Behandlung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs). Dies schließt faire Zahlungspraktiken ein, um die finanzielle Belastung kleinerer Lieferanten zu vermeiden.
Verhinderung und Aufdeckung von Korruption und Bestechung: Unternehmen müssen detailliert aufzeigen, welche Systeme und Verfahren sie zur Verhinderung und Aufdeckung von Korruption und Bestechung implementiert haben. Dazu gehören Programme zur Schulung von Mitarbeitenden und Lieferanten sowie die Dokumentation von Vorfällen und ergriffenen Maßnahmen.
Die Bedeutung von ESRS G1
Im Kontext der CSRD zielt der ESRS G1 darauf ab, die Transparenz in Bezug auf die Unternehmenspolitik und die Governance-Strukturen von Unternehmen zu erhöhen. Für Investoren, Kunden und andere Stakeholder wird es zunehmend wichtiger, Einblicke in die ethischen Standards und die unternehmerische Verantwortung eines Unternehmens zu erhalten. ESRS G1 stellt sicher, dass Unternehmen nicht nur ihre finanziellen Kennzahlen, sondern auch ihre ethischen Grundsätze und Handlungen offenlegen.
Umsetzung von ESRS G1: Konkrete Schritte und Beispiele
Die Umsetzung des ESRS G1 erfordert von Unternehmen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Standard zu erfüllen. Im Folgenden sind einige Beispiele für die Umsetzung der Anforderungen in die Praxis aufgeführt:
1. Unternehmenskultur und Ethik etablieren
Beispiel: Ein Technologieunternehmen führt eine Anti-Korruptionsrichtlinie ein und verpflichtet alle Mitarbeitenden, diese zu unterzeichnen. Zusätzlich werden regelmäßige Schulungen zum Thema Korruptionsprävention angeboten, die verpflichtend für alle Mitarbeiter sind. Ein Meldekanal für Whistleblower wird eingerichtet, um sicherzustellen, dass Missstände anonym gemeldet werden können.
2. Faire Beziehungen zu Lieferanten sicherstellen
Beispiel: Ein Textilunternehmen überarbeitet seine Lieferantenrichtlinien, um sicherzustellen, dass KMUs fair behandelt werden. Es wird ein Monitoring-System implementiert, um sicherzustellen, dass Rechnungen innerhalb der vereinbarten Zahlungsfristen beglichen werden, um Liquiditätsengpässe bei kleinen Lieferanten zu vermeiden.
3. Politische Aktivitäten transparent machen
Beispiel: Ein großes Energieunternehmen legt alle seine Lobbying-Aktivitäten sowie finanzielle und materielle Beiträge an politische Parteien offen. Es wird ein Transparenzregister eingeführt, in dem alle politischen Kontakte und Aktivitäten des Unternehmens nachverfolgt werden können.
Herausforderungen und Chancen
Die Anforderungen von ESRS G1 erfordern in vielen Fällen erhebliche Anpassungen der internen Governance-Strukturen und Geschäftsprozesse. Unternehmen müssen möglicherweise neue IT-Systeme implementieren, um Daten zu erfassen und zu analysieren, und Schulungsprogramme für Mitarbeitende entwickeln, um sicherzustellen, dass alle über die neuen Anforderungen informiert sind.
Unternehmen, die den Anforderungen von ESRS G1 gerecht werden, haben jedoch die Möglichkeit, ihre Reputation zu stärken und das Vertrauen von Investoren, Kunden und Lieferanten zu gewinnen. Darüber hinaus können gut strukturierte Governance-Systeme zu einer effizienteren Entscheidungsfindung und einem besseren Risikomanagement führen, was langfristig auch die Geschäftsergebnisse verbessern kann.
Jetzt handeln, um Wettbewerbsvorteile zu sichern
Die Einhaltung der CSRD- und ESRS G1-Anforderungen ist nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern auch eine strategische Chance. Unternehmen, die jetzt handeln, um ihre Governance zu verbessern und eine transparente Berichterstattung sicherzustellen, können sich von ihren Wettbewerbern abheben und das Vertrauen ihrer Stakeholder stärken.
Unser Expertenteam unterstützt Sie dabei, die Anforderungen der CSRD und des ESRS G1 erfolgreich umzusetzen.
Kontaktieren Sie uns, um mehr über unsere Dienstleistungen zu erfahren und wie wir Ihr Unternehmen bei der Umsetzung der neuen Berichtspflichten unterstützen können.
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